vom 12. Juni 2017
 
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Liebe Freunde der Tiere,
 
der Mensch in der Masse, der Mensch in der heutigen Massengesellschaft, verhält sich als Individuum regelmäßig völlig anders, entwickelt andere Eigenschaften und Einsichten als wenn er Teil einer kollektiven Massenströmung wird. Dieses Phänomen ist die Ursache, auf denen Moden, Ansichten, Meinungen aber auch allgemeine Denkströmungen und Politikvorlieben basieren. Für den Tierschutz ist dieses Wissen eminent wichtig, erklärt es doch zum großen Teil, warum Tierschutz immer noch und auch weiterhin ein Stiefkind der öffentlichen Wahrnehmung ist und Verbesserungen für die Tierwelt kaum oder nur schleppend stattfinden. Die Moral der kollektiven Massenseele hat den Anthropozentrismus verinnerlicht und damit die Tierwelt aus der herrschenden Moral und Ethik weitgehend eliminiert.
 
Das Thema ist vielschichtig, ist komplex und kann im Rahmen eines kurzen Textes nur schlaglichtartig beleuchtet werden. Dennoch lohnt der Versuch einer Präzisierung und Klarstellung und was böte sich besser an, einem derartigen Text die mahnenden und eindringlichen Worte Immanuel Kants aus seiner Schrift  „Was ist Aufklärung“ voranzustellen.
 
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache desselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
 
„Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein großer Teil der Menschen […] gerne zeitlebens unmündig bleiben[…] Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.“
 
Der nachfolgende Text ist „Widerrede III“ von Gunter Bleibohm entnommen.
 
Der Begriff der „Masse“ kennzeichnet immer ein quantitatives und/oder qualitatives Geschehen und beschreibt eine Summe von Einzelindividuen, deren persönliche Charakter-, Körper-, und Verhaltensausprägungen sich statistisch um markante Werte gruppieren, die als repräsentativ für das Gesamtbild stehen.  Abweichende Einzelfälle vom Zentralwert der Ausprägungen decken im Rahmen einer Normalverteilung die ganze Bandbreite des betrachteten Merkmals ab.
 
Masse entsteht quantitativ durch exponentielles Bevölkerungswachstum, durch Konzentration der Menschen in Megastädten, in Großunternehmen, Armeen etc., kurzum in allen Strukturen, die eine große Menschenmenge zur Voraussetzung haben, deren Steuerung Regeln, Gesetze, Verordnungen erfordert.
 
Die qualitative Masse bezeichnet das Phänomen, dass allgemeine Meinungen, Verhaltensweisen, Ansichten, Glaubensvorstellungen, Lebensgewohnheiten, Vorurteile, Konsumverhalten etc. regelmäßig Bestandteil der eigenen, der individuellen Meinung geworden sind und lebensbestimmend für den einzelnen Menschen sind.
 
Charakteristika
 
1.    Die Ent-Individualisierung des Menschen erfolgt durch seine grenzenlose Vermehrung in der Neuzeit. Der Weg führt vom Individuum zur menschlichen Fabrikware - genormt, unselbständig, bis zur Rechtlosigkeit verwaltet und überwacht. Das Individuum hört auf, ein selbständiges, autonomes Wesen zu sein; es mutiert zum Gattungsexemplar, tauscht individuelles Bewusstsein zugunsten des Kollektiven.
 
2.    Die Masse ist egozentriert, in allen Gedanken und Handlungen nur auf das momentane Wohlbefinden  ausgerichtet, ein Paradebeispiel für kollektiven Solipsismus. Nichts beschäftigt sie so sehr wie ihr Wohlbefinden, und zugleich arbeiten sie den Ursachen dieses Wohlbefindens entgegen*. Nur noch Wenige wollen wissen, nur noch Wenige wollen lernen, nur noch Wenige wollen sich ändern. Man umgibt sich lieber mit den dumpfen Emotionen aus der trüben Quelle des Nichtwissens in einem stumpf-trägen Menschenmassenbrei der ent-individualisierten Gesellschaft.
 
3.    Die Masse denkt nicht antizipativ. Persönliche Einschränkungen für Verbesserungen jenseits des eigenen Lebenshorizonts lehnt sie ab.

4.    Die Masse erdrückt jede Vernunft. Masse ist das Synonym für Beliebigkeit mit der Folge  der Sinnlosigkeit von jedwedem moralisch-vernunftgesteuertem Verhalten. Nicht, dass der gewöhnliche Mensch glaubt, er sei außerordentlich und nicht gewöhnlich, sondern dass er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert und durchsetzt*.
 
5.    Die Masse kennt keine Empathie. Ethische, moralische, philosophische Gedanken und Richtwerte gelten nur, solange sie das unmittelbare Umfeld betreffen. Andere Lebensformen fallen der Ausbeutung, Versklavung und Vernichtung anheim. Besonders gegenüber der Tierwelt ist die Masse von außergewöhnlich konsequenter Grausamkeit.
 
6.    Masse ist die Beibehaltung triebhafter Vernichtungsinstinkte, Masse ist das Virus für einen radikalen Globocids, Masse ist der Suizid früherer Kultur und Tugend. Die Masse vernichtet alles, was anders, was ausgezeichnet, persönlich, eigenbegabt und erlesen ist. Wer nicht „wie alle“ ist, wer nicht „wie alle“ denkt, läuft Gefahr, ausgeschaltet zu werden. Die Masse- wer würde es denken beim Anblick ihrer Dichte und Zahl- wünscht keine Gemeinschaft mit dem, was nicht zu ihr gehört; sie hat einen tödlichen Hass auf alles, was nicht zu ihr gehört*.
 
7.    Die Masse zeigt wissens- und bildungsmäßig zweierlei Ausprägungen.  In der überwiegenden Mehrheit begnügt sie sich mit unterstem Standard, einem Standard, der gerade die alltäglichen Lebensbedürfnisse abdeckt.
Spezialisten zeigen hingegen mehr oder weniger fundiertes Expertenwissen, selten jedoch breitgefächert ein globales Überblickswissen. Gelehrte und weise Menschen  werden zur raren Ausnahme. Die direkte Folge des einseitigen Spezialistentums ist es, dass heute, obwohl es mehr „Gelehrte“ gibt als je, die Anzahl der „Gebildeten“ viel kleiner ist als zum Beispiel um 1750*.
 
Steuerung der Masse
 
1.    Der Massenmensch ist der Mensch, der ohne Ziel lebt und im Wind treibt. Und dieser Typus Mensch entscheidet in unserer Zeit*.
 
2.    Die Masse ist der Idealfall für Regierende und Führende, wenn die gesetzlichen und medialen Manipulationsinstrumente  klug und skrupellos eingesetzt werden. Wie sollte man nicht fürchten, dass der Staat unter der Herrschaft der Massen alle unabhängigen Individuen und Gruppen erdrückt und so die Zukunft zu einer Wüste machen wird!*
 
3.    Demokratische geführte Massen haben – im Gegensatz zu Diktaturen -  den grundlegenden Systemvorteil, dass abweichende Meinungen – und seien sie noch so bedeutsam -  sowie intellektuelle Ansprüche durch Mehrheitsvotum friedlich eliminiert werden können. Auf der anderen Seite folgen aus der zunehmenden Teilnehmer- bzw. Bevölkerungsgröße in einer Einheit das Gefühl und die Tatsächlichkeit der Anonymisierung und die reale Unwichtigkeit der einzelnen Person. Die persönliche Meinung wird bedeutungslos, es zählt ausschließlich die Massenmeinung.

4.    Anonyme Massen tendieren zur Schaffung von eigenen Regeln, zur sozialen Separierung bis hin zur Ghettoisierung. Politische und gesellschaftliche Funktionen – einst mal das  Ideal einer mündigen Demokratie - werden zunehmend weniger wahrgenommen. Das Gesamtsystem lässt sich durch politische Abstinenz und Desinteresse  leichter durch die Regierung steuern, die lokalen Probleme durch die Verweigerung demokratischer, gesetzlicher Normen nehmen hingegen zu.
 
5.    Die Masse wird im Normalfall über kollektive Abhängigkeiten  gesteuert. Die Abhängigkeiten werden von Systemkomponenten erzeugt, die quasi-diktatorische Wirkung haben, denen das Individuum nicht ausweichen kann und deren Rahmenbedingungen von einer Führungselite gestaltet werden (Kranken- und Rentenversicherung, Kitas, Schulen, Universitäten, Behörden mit allen Melde- und Steuersystemen). Das allgemeine Stimmrecht gab der Masse nicht das Recht zu entscheiden, sondern die Entscheidung der einen oder anderen Elite gutzuheißen.*
 
6.    Die Masse erhält ein manipuliertes  Bewusstsein. Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht  die Meinungsbildung. Die Bevölkerung wird durch folgende Methoden manipuliert: gleichgeschaltete Medien, Desinformation, Geschichtsfälschung und Geschichtslosigkeit, Überfremdung, Neusprache, Vernichtung der Identität des Volkes, Abschaffung typischer Wertvorstellungen, Gedankenpolizei und Denkverbote.
 
7.    Die Masse ist per definitionem massig und träge, tendenziell zunehmend körperlich und schon immer geistig. Erst wenn es gelingt mit kollektiver Emotion die Trägheit aufzubrechen, kann sich das Meinungsschiff in eine veränderte Richtung drehen. In Wahrheit wusste man sehr wenig über die Proles. Man brauchte nicht viel zu wissen. Solange sie nur arbeiteten und sich fortpflanzten, waren ihre übrigen Lebensäußerungen unwichtig… Schwere körperliche Arbeit, die Sorge um Heim und Kinder, kleinliche Streitigkeiten mit Nachbarn, Kino, Fußball, Bier und vor allem Glücksspiele füllten den Rahmen ihres Denkens aus. Es war nicht schwer sie unter Kontrolle zu halten… Und sogar, wenn sie einmal unzufrieden wurden, führte ihre Unzufriedenheit zu nichts, denn da sie ganz ohne einen leitenden Gedanken waren, richtete sich diese Unzufriedenheit nur auf belanglose jeweilige Übelstände.(George Orwell, 1984)
 
8.    Die Masse vernichtet Freiheit, denn die Masse muss mit Gesetzen und Verordnungen gesteuert werden. Um zielgerichtet zu lenken, sind Informationen erforderlich. Konsequente Überwachung und Informationsbeschaffung sowie deren Verdichtung an zentraler Stelle ist die Folge. Die Schraube der Rechtsbeschneidung dreht sich unaufhörlich, langsam aber stetig und irreversibel. 
 
Konsequenz
 
Die Negation des Individuellen bewahrt den Massenmensch vor der Qual, Persönlichkeit wahren zu müssen, verschont vor der Anstrengung, selbst aufrecht zu stehen, denn die Herde hält ihn aufrecht. Um ein vorbildliches Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein (Einstein). Sic est!
 
Die gefühlte und gefürchtete Nichtigkeit des Seins bekämpft der Gattungsmensch durch Täuschung.
 
Die Täuschung zeigt sich in verschiedensten Facetten. Im täglichen Leben lässt sich die Erkenntnis der Nichtigkeit durch eine künstliche Sinngebung kaschieren. Das Spektrum reicht von der Arbeitssucht bis zu Spaß und Spiel bei zahlreichen  sozialen Kontakten, vom Alkohol- bis zum TV- bzw. PC-Süchtigen. Allen Ausprägungen ist gemeinsam, dass der Betroffene, ist er seinem eigenen Wesen ohne Fremdeinfluss ausgesetzt, auf das Wissen um seine Erbärmlichkeit zurückgeworfen wird, dem er intellektuell nicht gewachsen ist; er zerbricht an seiner geistigen Leere. Der Ausweg der Täuschung ist der Ausweg der Angst, ist der Ausweg derjenigen, die ohne die Schutzwand der Täuschung zermalmt und vernichtet würden.
 
Die Demütigung der Vernunft kann aber noch weiter getrieben werden, indem das „Sein“ auf ein imaginäres Jenseits gelogen wird. Das Leben wird von der Hoffnung getrieben, im Jenseits die Erfüllung all dessen zu finden, das die Realität nicht bereithält. Der Esel, dem man das Heubündel vors Maul hält, damit er zügig den Wagen zieht, ist das tierische Pendant solcher Glaubensautisten.
 
„War ich doch zum Glauben gekommen, weil ich außerhalb des Glaubens nichts, gar nichts gefunden hatte außer Vernichtung“ charakterisiert Leo Tolstoi die bösartigste, die hinterhältigste, aber auch die dümmste Selbsttäuschung der Menschen.
 
Es entfallen die Pflichten für das Massenwesen, eigen Maxime, eigene Regeln und Postulate für das Leben zu finden, sie zu verfolgen und umzusetzen. Die ganze Palette sittlicher und geistiger Qual der denkenden, der abwägenden und der frei entscheidenden Persönlichkeit  ist für den Gattungsmensch, den kritiklosen und widerspruchsmeidenden Vorurteils-Mensch - besser den hörig nachplappernden Fremdurteils-Mensch - drastisch zusammengeschmolzen. Er  hat die herrschende Meinung, die Meinung der Herrschenden, als neue Freiheit entdeckt im Tausch gegen eine dauerhafte intellektuelle Unfreiheit. Er bedarf nun nicht mehr der Gedankenfreiheit, denn seine innere Leere füllt das Smart-Phone, das Staatsfernsehen, die Gruppenmeinung, die Religion.
 
Denken ist nur systemkonform erlaubt, Unterwerfung gefordert. Wer anders denkt, darf nicht laut denken, will er nicht in die Fänge der allgegenwärtigen Gedankenpolizei geraten. Das diktatorische Regime mit seiner Wirklichkeitskontrolle ist am Ziel. Der Massenmensch ist durch die jahrelange Gehirnwäsche denkamputiert und will freiwillig das tun, was er – aus Sicht der herrschenden Kaste - tun soll. Die einstige Helligkeit des Verstandes ist durch völlige Stumpfheit ersetzt worden.
 
Schöne neue Zukunft!

(*Zitat aus: Ortega y Gasset, Aufstand der Massen)


 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 
 
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