vom 9. November 2015
 
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Liebe Freunde der Tiere,
 
die Gesellschaftsjagd des hessischen Ministerpräsidenten Bouffier hat trotz zahlloser Proteste am 4. November 2015 stattgefunden. Es waren aber deutlich weniger Jagdgäste in das Waldgebiet nach Mörfelden-Walldorf gekommen als eingeladen wurden und die Jagdstrecke blieb wohl auch kleiner als erwartet. Es wird von 40 bis 50 Jagdgästen gesprochen und einer Opferzahl von ca. 30 Wildschweinen und Rehen. Siehe hierzu auch: http://www.fr-online.de/rhein-main/tierschutz-in-hessen-protest-gegen-bouffier-jagd,1472796,32331770.html sowie einige Bilder von der Gesellschaftsjagd.
 
Jedenfalls waren die Demonstranten deutlich in der Überzahl, denn 100 bis 150 Tierschützer waren mit Transparenten, Trillerpfeifen und Tröten vor Ort, um auf den Widersinn und die Perversion dieser Jagd aufmerksam zu machen. Einige der Protestierenden sind später durch das Jagdgebiet gestreift und haben dort ihren Protest fortgesetzt. Es ist durchaus plausibel, dass die vergleichsweise kleine Zahl erlegter Tiere hierauf zurückzuführen ist. Die im Vorfeld stattgefundenen Proteste in Form von Petitionen, E-Mail-Aktionen usw. haben mit Sicherheit auch den einen oder anderen geladenen Jagdgast von der Teilnahme abgehalten, denn derartige „Gesellschaftsjäger“ scheuen das Licht der Öffentlichkeit, wie der Vampir das Sonnenlicht.. Die E-Mail-Aktion von pro-iure-animalis erbrachte darüber hinaus 1438 Protestschreiben an die hessische Staatskanzlei.
 
Herr Bouffier, der als Gastgeber bemerkenswerterweise bei der Jagd selbst nicht anwesend war, glaubt anscheinend, mit dieser Veranstaltung eine alte, gute und wichtige Tradition fortzusetzen. Dazu existiert ein Interview mit dem hessischen Ministerpräsidenten, das gut zeigt, in welchem Kosmos sich Bouffier bewegt:

https://www.youtube.com/watch?v=oGuQK9BgfQA

Das Verharren in mörderischen Traditionen bedeutet moralischen Entwicklungsstillstand und fördert zugleich die Bildung von Subkulturen und  Gemeinschaften, die nur zur gegenseitigen Nutzenmaximierung gebildet werden. Sich unter seinesgleichen verstanden und aufgehoben zu fühlen, ist sicher ein Umstand, den Politiker wie Bouffier im Moment dringend brauchen.
 
Zum Thema Jagdkultur siehe deshalb auch nachstehenden Aphorismus aus
Widerrede I“:
 
J a g d k u l t u r . — Wir kennen verschiedenste Ausprägungen des Kulturbegriffes. Kultur im Allgemeinen bezeichnet all das, was vom Menschen selbst hervorgebracht wird sowie geistige Konstrukte, wie Recht, Moral, Religion, Ethik etc.
Der Begriff Kultur beinhaltet darüber hinaus nicht nur deskriptive, also beschreibende Komponenten, sondern auch normative Bestandteile. Normative Bestandteile umfassen Hinweise, wie oder was etwas sein soll, Zielvorstellungen einer wünschenswerten Situation, Zielvorstellungen eines erstrebenswerten Zustandes, also beispielsweise Gewaltfreiheit. Gewalt als erstrebenswerter Zustand würde demnach als Kultur der Gewalt zu bezeichnen sein, im allgemeinen Sprachverständnis eine ins Negative gerichtete Umkehrung des Begriffs bedeuten, also eine Un-Kultur, eine Nicht-Kultur beschreiben.
Völlig persifliert, sarkastisch verdreht und missbraucht würde demnach der Kulturbegriff im Zusammenhang mit Mord, Abschlachten, Töten, Massenvernichtung. Das Abendland hat es bislang auch streng vermieden, von einer Kultur der Erschiessungskommandos, der Henker, der Heckenschützen, der Täuscher und Heimtücker zu sprechen – bis auf eine Ausnahme: Man spricht gelegentlich von Jagdkultur.
Jagdkultur ist aber nach Vorstehendem ein Widerspruch in sich, eine logische Unmöglichkeit, eine Perversion der sprachlichen Vernunft. Jagdkultur ist die Un-Kultur, die Nicht-Kultur par excellence. Jagd, mit seinen Hauptkomponenten Töten, gemeinschaftlich aus Freizeitvergnügen Tiere hinzurichten, ahnungs- und arglosen Wildtieren heimtückisch aufzulauern, kann folglich mit Kultur weniger in Einklang stehen, als Feuer mit Wasser, als Tag mit Nacht.
Solange sich noch kein Protagonist von Abartigkeiten dazu versteigt, von einer Kultur der Scharfrichter, der Kopfschlächter, der Robbenmörder u.ä. zu sprechen, solange muss das Wort Jagd in Verbindung mit dem Wort Kultur mit dem Bann, dem Anathema der Verachtung belegt sein; Jagdkultur bedeutet letztendlich die Exkommunikation aus dem Kreis jeglicher ethischen Kultur und kann allenfalls als Synonym und zur Verdeutlichung einer verabscheuungswürdigen Sub-Kultur herangezogen werden.
 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 
 
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