vom 6. November 2016
 
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Liebe Freunde der Tiere,
 
anbei ein informativer Text, den Dr. Gerhard Heybrock zum Anlass des islamischen Opferfestes "Kurban Bayrami" über das Schächten veröffentlicht hat:
 
Das religiöse Opferfest der Muslime steht wenige Stunden bevor. Aus diesem Anlass kursieren seit einigen Tagen wieder gehäuft Stellungnahmen zum sogen. Schächten in Presse und Internet, deren Spektrum von absoluter Befürwortung als religiös quasi unverzichtbare Handlung bis zu strikter Ablehnung als blanke Barbarei reichen. Zur Sinnhaftigkeit dieses Festes und dessen vermeintlicher Zwang, Opfertiere zu schächten, wird bereits vorab auf die Stellungnahme https://www.freitag.de/autoren/muhabbetci/das-opferfest-2010 verwiesen.
 
Wenn beispielsweise ein Frankfurter Halal-Steakhouse-Betreiber behauptet, Schächten bedeute, dass die Tiere nicht betäubt würden, bevor ihnen mit einem Messer an der Halsunterseite die Blutgefäße und Luft- und Speiseröhre durchtrennt werden (http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/dieser-muslimische-steakhaus-betreiber-wird-von-veganern-und-nazis-beschimpft-aid-1.5677532), spiegelt dies leider die bei der Mehrheit der Bevölkerung vorhandenen Unkenntnisse bzw. Missverständnisse in Sachen Schächten wider, und zwar unabhängig jeder Religionszugehörigkeit. Leider hat hier offenbar auch die deutsche Gesetzgebung grob geschlampt, wenn selbst nach mehrfach aktualisierten Neuauflagen des Tierschutzgesetzes bis heute im § 4a der Passus lautet, „…Schlachten ohne Betäubung (Schächten)…“. Dies suggeriert, dass es sich generell beim Schlachten ohne Betäubung um Schächten handele und andererseits ein Schächten mit Betäubung nicht als solches zu bezeichnen sei. Beides ist falsch, denn 1. finden in normalen Schlachthöfen des Abendlandes aus verschiedensten Gründen, vieltausendfach und in grauenhaftester Weise unbetäubte Schlachtungen statt, und niemand kann dabei behaupten, es handele sich dabei um Schächtungen. 2. sind religionskonforme Schächtungen sehr wohl mit Betäubung möglich, in verschiedenen Ländern Europas sogar nur in dieser Form zulässig und werden – zumindest von den meisten Muslimen – ohne Beanstandung toleriert.
 
Beim Schächten erfolgt durch das Aufschneiden des Tieres direkt unter dem Kinn (nur ausnahmsweise bei Kamelen teilweise auch dicht über dem Rumpf) bis zur Wirbelsäule. Man sollte es daher vereinfacht als Kehlkopfschlachten von anderen Schlachtmethoden unterschieden, die allesamt nur den möglichst hochgradigen Blutentzug als direkte Todesursache schon aus Gründen der Fleischhygiene anstreben.
 
Keine der das Schächten traditionell praktizierenden islamischen oder jüdischen Glaubensgemeinschaften kann ein Betäubungsverbot zu dieser Schlachtform in den zugrunde liegenden religiösen Schriften vorweisen, allein aus dem einfachen Grund, dass diese bereits mindestens mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende zurück liegen, wo man derartige Maßnahmen weder kannte, noch mangels Kenntnissen des Nervensystem für möglich oder nötig hielt. Da die größtmögliche Schonung der Schächttiere für Muslime wie auch Juden in den religiösen Schriften durchaus thematisiert bzw. vorgeschrieben sind, lässt sich zwingend schlussfolgern, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Betäubung vorgeschrieben worden wäre, hätte man damals bereits über entsprechende Technik verfügt und die tatsächlichen psychischen und physiologischen Vorgänge wie auch die Dimension des Leidens durch die traditionelle Kehlkopf-Schnittführung bei den betroffenen Tieren gekannt.
 
Da dies heute längst der Fall ist, müssen Darstellungen zum Schächten, wie sie die Islamische Zeitung (http://www.islamische-zeitung.de/passend-zum-id-al-kabir/) jüngst von sich gegeben hat, als reine Augenwischerei erscheinen, die den tatsächlichen Sachverhalten und jeder offenkundigen Plausibilität so eklatant widersprechen, dass man als einigermaßen aufgeklärter Mitteleuropäer, der sich auch nur minimal mit dem Thema beschäftigt hat, nur den Kopf schütteln kann. Um nur einige Punkte anzusprechen:
 
Wenn das unbetäubte Schächten so sanft und schmerzlos abgeht, wie im o. g. Artikel dargestellt, wieso muss ein Tier dazu überhaupt gefesselt werden? Zum Streicheln muss man ja auch kein Tier fesseln! Wie stellt sich der Autor das schonende Fesseln, Umwerfen und das Kopf zu Boden Drücken eines Paarhufers zwecks Schächtung vor? Soweit mir bekannt ist, erleidet jedes Tier dieser Säugetiergruppe dabei bereits ohne Schächtschnitt, und ohne dass es vorher verprügelt, getreten oder sonst wie misshandelt wird (wie Videodokumente zahlreicher, von Muslimen weitgehend unbeanstandeten Schächtungen – siehe z. B. im Portal von Animals Australia – weitweit belegen) blanke Todesangst.
 
Wenn laut Darstellung ein Messer allein aufgrund seiner speziellen Zuordnung und extremen Schärfe einen quasi schmerzlosen Eingriff erlaubt wie behauptet, wieso verzichten die Chirurgieabteilungen der Krankenhäuser im Rahmen der Kostendämpfung nicht einfach auf Anästhesieärzte und umfangreiche Narkoseapparaturen und operieren – wenigstens Muslime und Juden, die unbetäubtes Schächten verlangen und von dessen Schmerzlosigkeit überzeugt sind –, nach derselben Logik ohne Narkose? Sind etwa die Skalpelle der Chirurgen weniger scharf als ein Schächtmesser? Empfinden Menschen und Tiere Schnittverletzungen total unterschiedlich – Menschen ja, Tiere nein?
 
Wieso werden beim ordnungsgemäßen Schächten Luft- und Speiseröhre des Tieres durchtrennt? Dies sind zum Ausbluten völlig überflüssige, da blutleere, allerdings extrem schmerzempfindliche Organe. Der Prophet, dem dankenswerter Weise die Schonung der Tiere am Herzen lag, hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese Schnittführung verboten, wenn ihm bekannt gewesen wäre, dass man Tiere erfolgreich und ebenso „vollständig“ (soweit überhaupt möglich) wie beim westlichen Schlachten (mit und ohne Betäubung) ausbluten lassen kann, wenn man sich darauf beschränkt, die Halsschlagadern beiderseits des Halses aufzuschneiden, und zwar nicht unmittelbar unter dem Kinn, sondern in einer dem Rumpf näher gelegenen, weniger verzweigten Position. Genau hierin liegt der generelle und für das betroffene Tier große Unterschied zwischen Schächten und Schlachten. Beide Varianten sind ohne Betäubung mit unerträglichen Schmerzen und Todesangst verbunden, bei unbetäubten Schächten jedoch mit einer zusätzlichen Extradosis an Qualen durch die Schnittschmerzen bei der Durchtrennung von Kehlkopf, Luft- und Speiseröhre, mehrerer großer Halsnerven (bei weiterhin intaktem Spinalnerv des Rückenmarks) sowie die Erstickungspanik durch Verschlucken von eingeatmetem Blut und Mageninhalt. Allerdings sind Tiere nach dem Kehlkopfschnitt nicht mehr zum Brüllen befähigt – Vokalisieren nennt man das in wissenschaftlich neutraler Fachsprache. Das ist bequemer für die Akteure des Geschehens und schont die Nerven der beteiligten Personen. Auch nachträgliche Bewegungen werden von den betroffenen Tieren (zumindest Schafen) wohl weitgehend deshalb unterdrückt, weil sie zusätzliche Schmerzschübe in der klaffenden Halswunde bewirken, die das betroffene Tier selbstverständlich zu vermeiden sucht. Das scheint einige Menschen zu der trügerischen Vorstellung zu veranlassen, dass beim betroffenen Tier bereits Bewusstlosigkeit vorliege und Schmerzen ausgeschaltet seien. Die oft geäußerten Behauptungen, der Tod eines geschächteten Tieres träte im Zeitraum zwischen 10 und 15 Sekunden nach dem Schnitt ein, sind wohl auch in diesem Zusammenhang zu verstehen und schon physiologisch unglaubwürdig. Sie stehen anderen belegten Quellen von Zeitspannen bis etwa 13 Minuten entgegen. Und selbst Sekunden sind eine förmliche Ewigkeit, wenn sie mit Extremschmerzen verbunden sind. Jeder der das bezweifelt, sollte mal seinen Finger in kochendes Wasser halten. Er wird dies vermutlich nicht eine volle Sekunde lang ertragen können.
 
Dass ein Schächten mit Betäubung sehr wohl möglich ist (über den Erfolgsgrad der Narkose und den damit ggf. ebenfalls verbundenen Leiden lässt sich auch beim Normal-Schlachten streiten), beweist bereits ein historischer Vorgang, der 2001 in der Türkei das Schächten mit Betäubung durch das Engagement der schweizerischen Tierschutz-Organisation Animal Life zunächst erfolgreich ermöglichte. Allein ebenso einflussreichen wie starrsinnigen Islamisten ist es zu verdanken, dass hier bereits zwei Jahre später der „Traum“ westlicher Tierschützer von einer humaneren Schlachtform innerhalb eines islamischen Landes wie eine Seifenblase platzte und seitdem in der Türkei allenthalben wieder nach alter Väter Sitte unbetäubt geschächtet wird (http://www.animal-life.ch/projekte/betaeubung_vor_dem_schaechten/berichte_und_infos_2011/schaechten_in_der_tuerkei.html#top). Die westliche Welt – allen voran ihre sogen. Volksvertreter – scheint das wenig zu interessieren. Es stört sie auch offenbar nicht im Geringsten, wenn sich Menschen aus Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl dagegen zur Wehr setzten, wenn Tieren aus purer Tradition und vermeintlich religiösem Zwang Qualen zugefügt werden und sie deshalb als Islamfeinde oder Neonazis beschimpft werden. Allem Anschein nach ist Europa bestrebt, seine Gesetze weitgehend unwidersprochen den Wünschen religiöser Extremisten anzupassen, anstatt sich an humanem Fortschritt und plausibler Logik zu orientieren.
 
Dass das Schächten etwa deshalb akzeptabel sein soll, weil es im Sinne des o. g. Artikelautors „nach strengen Regeln“ abläuft, ist lächerlich. Auch die spanische Corrida de Toros läuft – im Unterschied zu anderen Formen christlich-europäischer Tierquälereien – nach strengen Regeln ab und ist deshalb nicht weniger grausam und barbarisch – eine Schande übrigens, vor allem für die Katholiken und verschiedene ihrer „Heiligen“ in deren Namen sie weitgehend widerspruchslos praktiziert wird. Überhaupt fällt auf, dass tödliche Traditionen weltweit auf einen viel zu großen Prozentsatz von Menschen eine eigentümliche Faszination ausüben und ihre Befürworter meist auf Biegen und Brechen an deren Fortsetzung festhalten und bereits Kinder an Messerstecherei und Blutvergießen gewöhnen. Umso ehrenhafter ist z. B. die Arbeit von Animal Life, in deren Namen sich engagierte Personen bis zur blutig schmutzigen Basis der Schlachthöfe begeben und mit beispiellosem Einsatz und teilweise ebensolchen Erfolgen versuchen, das immense Leiden der Tiere durch die weitgehend ignorante Menschheit abzubauen (http://www.animal-life.ch/projekte/betaeubung_vor_dem_schaechten/aktuell_libanon/aktuell_bericht_projekt.html). Und wer immer noch glaubt, dass Schächten ohne Betäubung so harmlos ist wie die friedlich grasenden Schafe, die man als Blickfang des o. g. Schächtartikels ausgesucht hat, dem sei empfohlen, sich mal Real-Videos zum Thema anzusehen (z. B. unter http://www.animal-life.ch/projekte/betaeubung_vor_dem_schaechten/schaecht_filme_auswahl.html ).
 
Gerhard Heybrock

 
Den kompletten Text mit Bilder und einem Teil 2 finden Sie hier:
http://www.pro-iure-animalis.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1827&Itemid=108
 
Weiter verweisen wir auf die Informationen zum Schächten unter:
http://www.pro-iure-animalis.de/schaechten
 
 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 
 
Weitere Infos unter:
www.pro-iure-animalis.de

 
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