vom 30. September 2017
 
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Liebe Freunde der Tiere,
 
heute finden Sie in unserem Rundmail einige interessante Literaturstellen:
 
Ich muß es aufrichtig gestehen: der Anblick jedes Thiers erfreut mich unmittelbar und mir geht dabei das Herz auf; am meisten der der Hunde und sodann der aller freien Thiere … Hingegen erregt der Anblick der Menschen fast immer meinen entschiedenen Widerwillen: denn er bietet, durchgängig und mit seltenen Ausnahmen, die widerwärtigsten Verzerrungen dar, in jeder Art und Hinsicht, physische Hässlichkeit, den moralischen Ausdruck niederer Leidenschaften und verächtlichen Strebens, Zeichen von Narrheiten und intellektuellen Verkehrtheiten und Dummheiten jeder Art und Größe, endlich auch das Schmutzige, in Folge ekelhafter Gewohnheiten: darum wende ich mich davon ab und fliehe zur vegetabilischen Natur, erfreut, wenn mir Thiere begegnen. Sagt was ihr wollt!

Arthur Schopenhauer 1853 – Gedanken im Alter


 
Der Anspruch des Menschen ist absurd. Nicht nur die Menschheit, auch die Tierheit hat ein Recht auf Lebensmöglichkeit. Es ist einfach nicht wahr, dass die Menschheit sich ungezügelt noch weiter vermehren dürfte. Ihre Zahl ist bereits zu groß. ... Die Zahl vermehrt die Not, die seelische Qual, die physischen Schmerzen.

Hans Henny Jahnn, Weihnachtsappell 1956

 

Vor allem stellt die grandiose Lebensverschwendung der Natur das in unserer Sittlichkeit tief verankerte Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben oder gar der Heiligkeit des Lebens von Grund auf in Frage. Eine Schöpfung, die ihren „Betrieb“ und ihre evolutionäre Weiterentwicklung ausschließlich über den Weg einer permanenten Massenvernichtung aller ihrer lebenden Geschöpfe betreibt, lässt nicht gerade darauf schließen, dass sie dem einzelnen Lebewesen – und sei es vernunft – und empfindungsbegabt –
irgendeinen Eigenwert zuerkennt.
Wenn Rückschlüsse vom Verhalten eines Systems auf die Intentionen seines Urhebers, in welchem Maße auch immer, überhaupt Aufschluss geben können, so lässt sich für unseren Kosmos daraus nur die Hypothese gewinnen, dass sein Schöpfer dem individuellen Leben keinen besonderen Rang, sondern im Gegenteil völlige Gleichgültigkeit hat zuteil werden lassen.

Martin Neuffer, Nein zum Leben

 

Hatte nicht schon der junge Theologieprofessor Ratzinger, damals also noch nicht Bischof, Kardinal oder Papst, in seinen Vorlesungen vor seinen Theologiestudenten getönt, es könne dem Reh oder Hasen gar nichts Besseres passieren, als geschossen zu werden und auf dem Teller des Menschen zu landen, denn damit erfülle das Tier seine Bestimmung, die der Schöpfergott ihm zugeteilt habe.

Hubertus Mynarek, Papst ohne Heiligenschein,
Sonderdruck, Odernheim 2006

 

Man sagt, die Liebe zu den Menschen sei die höchste aller Tugenden. Ich bewundere diese Menschenliebe und bin überzeugt, dass sie nur edlen Seelen gegeben ist. Meine Seele ist zu klein, meine Gedanken fliegen zu nahe an der Erde, um je so weit zu kommen; ich muss bekennen, ich entferne mich immer mehr von diesem hohen Ideal, je länger ich lebe. Ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass ich die Menschen liebe.
Aber ich liebe die Tiere, die verkannten unterdrückten Tiere, und es stört mich ein wenig, dass man über mich lacht, wenn ich sage, dass ich mich bei ihnen wohler fühle als bei den meisten Menschen, die mir begegnen.

Axel Munthe, Ein altes Buch von Menschen und Tieren, Zoologie

 

Wölfen oder Aasgeiern oder Zierfischen den Besitz des Gottesbegriffs oder der Gottesvorstellung zuzuerkennen, das würde uns – so eitel sind wir und so stolz auf unser Monopol, selbst auf unser Demutsmonopol – als Sakrileg gelten. Warum eigentlich? Warum sind diese angeblich von Gott geschaffenen Kreaturen zu gering, um ihren Schöpfer (si esset) meinen oder auch nur – das ist die erste Form des Meinens – vermissen zu können? Auch nur vermissen zu dürfen? Warum missgönnt Er sich ihnen?
Si esset. Läuft nicht der Monotheismus auf einen Monoanthropoismus hinaus: darauf nämlich, dass es nur eine einzige Spezies gibt, die den Gottesbegriff besitzt? Müsste nicht die Tatsache, dass die Zahl derer, die ihn meinen können oder dürfen, so lächerlich gering ist, jeden Gläubigen als Ungerechtigkeit aufs tiefste verwirren? "Müsste" vielleicht. Aber ich bin niemals jemandem begegnet, der darüber auch nur einen Augenblick lang gestaunt hätte. Und müsste nicht jeder Theologe die Frage stellen, warum Gott es für ratsam gehalten habe, anonym hinter der überwältigenden Majorität seiner creata zurück zu bleiben? Si esset. Der Schöpfer scheint bei dieser –aber das hätte er sich, si esset, allein zuzuschreiben – total unberühmt zu sein.
Offenbar ist er – si esset – genauso kreaturverlassen, wie wir gottverlassen sind. Warum? Analog müsste jeder Theologe darüber bestürzt sein, dass Gott seine Anonymität gerade und vor uns: vor dieser infinitesimalen ethnischen Minderheit des Universums gelüftet hat. Womit haben wir Menschen das eigentlich verdient, als „auserwähltes Volk“, als Juden des Universums, auf der Welt zu sein?
Und schließlich müsste jeder Theologe fragen, was diese Auslese über Gott selbst aussagt. Aussagen würde, si esset.
Gerechtigkeit gewiss nicht. Einfach unfasslich ist es, mit welcher Hartnäckigkeit Millionen von Menschen Jahrtausende lang diese doch wahrhaftig nicht an den Haaren herbeigezogene Frage nicht gestellt haben. Ist es nicht hoch an der Zeit, parallel zur positiven Geschichte der Philosophie und Theologie eine negative Geschichte zu schreiben: eine Geschichte der Fragen, vor denen sich die Menschheit gedrückt hat, und der Motive, aus denen sie sich vor diesen gedrückt hat?

Günther Anders, Ketzereien, Im Zoo gewesen

 

Haus- und Schoßtiere und Verwandtes. – Gibt es etwas Ekelhafteres als die Sentimentalität gegen Pflanzen und Tiere von seiten eines Geschöpfes, das wie der wütendste Feind von Anbeginn unter ihnen gehaust hat und zuletzt bei seinen geschwächten und verstümmelten Opfern gar noch auf zärtliche Gefühle Anspruch erhebt! Vor dieser Art „Natur“ geziemt dem Menschen vor allem Ernst, wenn anders er ein denkender Mensch ist.

Friedrich Nietzsche, Morgenröte, 286


 
Dagegen sehe man die himmelschreiende Ruchlosigkeit, mit welcher unser Pöbel gegen die Tiere verfährt, sie völlig zwecklos und lachend tötet oder verstümmelt oder martert und selbst die von ihnen, welche unmittelbar seine Ernährer sind, seine Pferde, im Alter auf das Äußerste anstrengt, um das letzte Mark aus ihren armen Knochen zu arbeiten, bis sie unter seinen Streichen erliegen. Das sind die Folgen jener Installations-Scene im Garten des Paradieses. Denn dem Pöbel ist nur durch Gewalt oder durch Religion beizukommen: hier aber lässt das Christentum uns schmählich im Stich.

Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena II, Über Religion

 

Vielleicht kommt einmal der Tag, da die übrigen Geschöpfe die Rechte erwerben werden, die ihnen nie, wenn nicht durch die Hand der Tyrannei, hätten vorenthalten bleiben können. Die Franzosen haben bereits entdeckt, dass schwarze Haut kein Grund ist, ein menschliches Wesen hilflos der Laune eines Peinigers auszuliefern. Ebenso mag eines Tages erkannt werden, dass auch die Zahl der Beine, Behaarung oder ein Schwanz ein unzureichender Grund dafür sind, ein empfindendes Wesen solchem Schicksal zu überlassen. [...] Die Frage ist nicht, ob sie Verstand haben oder sprechen können, sondern ob sie leiden.
 
The day may come when the rest of the animal creation may acquire those rights which never could have been withholden from them but by the hand of tyranny. The French have already discovered that the blackness of the skin is no reason why a human being should be abandoned without redress to the caprice of a tormentor. It may one day come to be recognized that the number of legs, the villosity of the skin, or the termination of the os sacrum are reasons equally insufficient for abandoning a sensitive being to the same fate. [...] the question is not, Can they reason? nor, Can they talk? but, Can they suffer?

Jeremy Bentham, An Introduction to the Principles of Morals and Legislation. A new edition, corrected by the author. London 1828.
Chapter 17: Of the Limits of the PenalBranch of Jurisprudence. IV

 

 
 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 
 
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