vom 5. September 2017
 
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Liebe Freunde der Tiere,
 
heute geben wir Ihnen den offenen Brief von Sabine Becker an das Informationszentrum für die Landwirtschaft, Proplanta, zu lesen:
 
Offener Brief an Proplanta, das Informationszentrum
für die Landwirtschaft
Zu Ihrem Online-Artikel: „ISN fordert: Die Hexenjagd der Tierrechtler endlich zu beenden“, veröffentlich am 23.08.2017

Quelle: http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarpolitik/ISN-fordert-Die-Hexenjagd-der-Tierrechtler-endlich-zu-beenden_article1503483665.html

Werte Redaktion,
 
es gibt von Ihrer Seite immer wieder Hetzartikel gegen Tierschützer, denn die Interessenslage könnte klarer nicht sein: Sie verdienen schließlich sehr gut an der massenhaften industriellen Ausbeutung und Misshandlung von Tieren. Doch dieser Artikel trieft geradezu vor Zynismus und boshafter Unterstellung und versucht auch noch die Flucht nach vorn: Anstatt auf den eigentlichen Inhalt der Petition der Tierschutzorganisation einzugehen, verdrehen Sie einfach die Fakten und hoffen, dass diese billige Rechnung aufgeht. Sie sind es, die eine mittelalterlich anmutende Hexenjagd einleiten auf mutige Menschen, die sich für wehrlose, gefolterte Lebewesen einsetzen, die – anders als Sie  – über keine Lobby verfügen.
 
Es versteht sich von selbst, dass sich Leute wie Sie, zu deren Grundwortschatz „Subvention“ gehört, nicht vorstellen können, dass es tatsächlich Menschen gibt, die, ohne Geld daran zu verdienen, allein aus ethischer Verantwortung und Überzeugung anderen zu Hilfe kommen: den leidenden, in großem Schmerz vor sich hin vegetierenden Tieren, zum  Beispiel in Ihren Zucht- und Mastställen.
Das „lukrative Geschäftsmodell“, das Sie den Tierschützern unterstellen, ist ausschließlich auf der Seite der Tierzüchter und Tiermäster. In Ihrem Artikel geht es bezeichnenderweise ausschließlich um Geld, um Profit, um sich „etwas vergolden zu lassen“ – aber nicht um das eigentliche Thema, um den Tatbestand der Tierquälerei, den die Tierschutzorganisation aufgedeckt und vor Gericht gebracht hat. Hierzu schweigen Sie geflissentlich, und die einzige Kategorie, in der Agrarwirte offensichtlich denken können, ist die des Profits. Dieser Hetzartikel zeigt, wie fremd Ihnen die Denkkategorien Ethik und Mitleid mit fühlenden Lebewesen sind.
 
Sämtliche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen stemmen ihre mutigen und mühsamen, stets von Leuten wie Ihnen schwer behinderten ehrenamtlichen Aktivitäten ausschließlich aus eigener Tasche und natürlich durch Spenden von anderen verantwortungsvollen Menschen, die das schreckliche Tierleid ebenfalls nicht länger ertragen und das Engagement der Tierschützer – freiwillig und überzeugt - finanziell unterstützen.
 
Die vorliegende schwere Tierschützer-Diffamierung in Ihrem Artikel hat zusätzlich eine peinlich-pikante Seite, denn wer als Tierquäler aufgeflogen ist, ist kein Geringerer als der Ehemann der NRW-Landwirtschaftsministerin. Wie unbefangen kann so ein Ministerium noch sein, frage ich mich? Wessen Interessen vertritt so eine Ministerin? Man kennt Macht und Einfluss der Agrar- und Fleischerzeugerlobbys zur Genüge, und nun nennt die  „Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands“ ihre sogenannte Gegenpetition auch noch „Praktiken und Geflecht der Tierrechtsszene in NRW durchleuchten“. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!
 
Wer auch nur einmal die Schweine in ihren unerträglich engen Kastenständen hat liegen und leiden sehen und noch einen Funken an Mitgefühl aufbringen kann, der kotzt bei dieser Aussage: „Auf der Jagd nach „dem Skandalbild“ wird ein erheblicher „Filmaufwand“ betrieben, um mit entsprechender Dramaturgie, Lichteinstellung usw. einen scheinbaren Treffer zu landen. Erkrankungen bei Tieren gibt es irgendwann in jedem noch so gut geführtem Stall und wenn man lange genug die Kranken-bucht filmt, wird man schon das gewünschte unschöne Bild bekommen“
 
Wie abgebrüht muss man sein, um allein von einer „Kranken-Bucht“ zu reden, was nach Sorge und Hilfe für die Tiere klingen soll, wenn man nichts anderes tut, als Tiere krank zu machen und zu quälen, wie im Beispiel Kastenstand, in dem sich das Tier nicht einmal umdrehen, geschweige denn aufstehen kann. In der brutalen, lebenslangen Fixierhaltung der Milchkühe werden den Muttertieren die Kälber nach der Geburt entrissen, und jedes Jahr werden bis zu 50 Millionen männliche Küken vergast oder lebendig geschreddert, da sie für die Eierindustrie keinen wirtschaftlichen Nutzen haben. Von den Qualen der Legehennen in der Geflügelindustrie ganz zu schweigen. Allein dass man solche offensichtliche Tierfolter überhaupt diskutieren muss, ist an Zynismus nicht zu überbieten.  Ihre Massentier-“Ställe“ müssten sofort in Intensivstationen für die Insassen umgewandelt werden, um die gequälten Lebewesen überhaupt einmal in einen Bereich des Erträglichen zu bringen.
 
Natürlich ist es ärgerlich für Sie, dass die Öffentlichkeit doch immer wieder die Wahrheit über die grausame Tierhaltung in der Agrarindustrie erfährt. Dabei bemühen Sie sich, in Ihrer Hochglanzwerbung für Ihre Tierprodukte den Konsumenten genau jene guten Zustände zu suggerieren, wofür Tierschützer kämpfen - und weshalb Sie diese permanent verfolgen. Glückliche Schweinchen, Hennen auf grünen Wiesen und Milchkühe, die zusammen mit ihren Kälbern auf weiten Weiden leben: So sieht Ihre Selbstdarstellung nach außen aus, so soll sich der Endverbraucher die Tierhaltung vorstellen, mit solchen Lügen und Irreführungen dürfen Sie leider unverständlicherweise immer noch werben. Wenn alles so „artgerecht“ ist in ihren Massentieranlagen, wie Sie behaupten, wenn alle Tierquälereien nur Einzelfälle sind, warum veröffentlichen Sie nicht gerne und selbstverständlich Fotos daraus? Weil sie der Öffentlichkeit nicht zumutbar sind, weil Erwachsene schockiert und Kinder traumatisiert werden davon. 
 
Sie schreiben: „Nicht zuletzt geht es auch darum, derartige Hexenjagden und Aktionen am Rande der Rechtsstaatlichkeit zu beenden und die Persönlichkeitsrechte der Tierhalter zu schützen“
 
Sie sind es, die hart am Rande der Legalität arbeiten, denn Sie versuchen mit allen Mitteln, das Tierschutzgesetz zu umgehen und auszuhebeln. Tierschützer greifen nicht Ihre Persönlichkeitsrechte an, weil es dabei nicht um Sie geht, sondern um das Wohl der Ihnen anvertrauten Tiere, für die Sie sehr wohl Verantwortung tragen. Das Tierschutzgesetz gilt auch für Sie. Tiere zu besitzen heißt nicht, mit ihnen machen zu können, was man will. Jeder Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ist anzuzeigen und zu ahnden, auch wenn es prominentere Täter sind; vor dem Gesetz sind alle gleich, wollen wir es zumindest hoffen.
Sie führen den Begriff der „Rechtsstaatlichkeit“ so süffisant gegen die Tierschützer ins Feld. Wie wäre es, wenn man sich endlich einmal Gedanken darüber machen würde, wie lange sich noch die Persönlichkeitsrechte der Endverbraucher vereinbaren lassen mit der Vergiftung der Bäche und des Grundwassers durch massenhafte Gülleeinbringung aus der Massentierhaltung; mit der Vergiftung der Äcker und deren Pflanzen durch Insektengifte, die die Nahrungskette bis zum Menschen hinaufwandern und Folgeschäden bewirken bei jeder einzelnen betroffenen Art – allein das massenhafte Bienensterben ist inzwischen nicht mehr zu leugnen; mit der Anreicherung des Fleisches durch Antibiotika, deren Einsatz in der Massentierhaltung unumgänglich ist; mit der Entstehung von Schweinepest, Vogelgrippe und all den bekannten und neu entstehenden Massenepidemien und so weiter.
 
Ihr Artikel lenkt mit einer unerträglichen Penetranz, Arroganz und Unverfrorenheit davon ab, dass ein Tierhalter gegen Vorschriften und Gesetze verstoßen hat. Und wieder schreien Sie nur auf, wenn solches Vergehen aufgedeckt und nachgewiesen wird, obwohl Sie doch ohnehin durch eine so mächtige Lobby geschützt sind. Es würde schon reichen, wenn Sie Ihre eigenen Werbebilder einfach nur wahrmachen würden, dann könnten Sie auch Ihre eigenen Fotos aus Ihren artgerechten Tierhaltungsstätten veröffentlichen, und niemand aus den Reihen der Tierschützer müsste sich noch die Mühe machen, die erschütternde Realität aufzudecken.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Becker
 
 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 
 
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